Drogeriekönig Müller gefährdet sein Lebenswerk
Erwin Müller ist einer der großen Unternehmer der Nachkriegszeit und machte aus einem Friseurladen eine Kette von 561 Minikaufhäusern mit 2,5 Milliarden Euro Jahresumsatz und 22.000 Mitarbeitern. Er hat damals wohl alles richtig gemacht. Doch nun sorgen sich seine Mitarbeiter und Manager um das Imperium, weil der mittlerweile 76-jährige Drogeriekönig nicht loslassen kann. Für ihn ist nur sein Wort Gesetz und seine einsamen Entscheidungen sind gefürchtet, aber immer seltener gut.
Die Geschäftszahlen stimmen oberflächlich betrachtet noch, doch in dem Unternehmen ist eine gefährliche Stimmung entstanden. Der verbissene Chef vergrault Manager nach Manager, weil er sehr bestimmend ist. Auch mit seinem Sohn hat er sich überworfen, weil dieser manches anders machen wollte als der Vater. Dabei scheint dem Machthaber der Spürsinn für gute Geschäfte verloren gegangen zu sein. Zum Beispiel schreibt Müller in Ungarn hohe Verluste. Doch Fehler will er hier nicht eingestehen. Früher war er noch bereit gewesen, sich selbst zu korrigieren, wenn er sich geirrt hatte.
Um die Rendite zu puschen, spart Müller an allen Ecken. Dieser Geiz des Chefs frustriert jedoch viele Mitarbeiter. Auch bei den Investitionen wird gespart, ohne zu bedenken, dass der Konzern wegen der härter gewordenen Konkurrenz im Wettbewerb zurück fallen könnte. Auch die dringend notwendige Expansion in den Norden kommt nur schwer voran.
Negative Schlagzeilen machte auch, dass Müller über Krankheiten der Mitarbeiter Buch führen ließ. Außerdem werden E-Mails der Belegschaft stichprobenweise kontrolliert, weil „obszöne Inhalte“ vermutet werden. Laut Erwin Müller werden aber alle gesetzlichen Datenschutzbestimmungen eingehalten. Als am 15. April in Neu-Ulm der erste Betriebsrat in Müllers Reich gewählt wurde, siegten die Mitarbeiter gegen Erwin Müller einen Tag lang. Denn Müller verkaufte das betreffende Lager sofort an eine andere Spedition. Mitarbeiter haben nun sogar über die Gewerkschaft Verdi eine Strafanzeige gegen den Chef geplant, um sich gegen seine Machenschaften zu wehren.