Wäre eine Privatisierung des Klinikums Steglitz der richtige Weg?
FU-Präsident Dieter Lenzen will bei der Sanierung des chronisch unterfinanzierten Steglitzer Benjamin-Franklin-Klinikums auch auf die Hilfe privater Investoren setzen und das Klinikum wieder aus der Charité herauslösen. Doch die Privatisierung von Universitätskliniken ist umstritten und Kritiker fürchten dabei um die Freiheit von Forschung und Lehre. Auch das Modell, private Investoren an einer staatlichen Unimedizin zu beteiligen und ihnen die Krankenversorgung zu überlassen, wird kontrovers diskutiert.
Bei einer Privatisierung sollte per Gesetz gesichert werden, dass Universität und Land „ausreichende Einwirkungsrechte“ auf die Leitung des Klinikums zustehen. Denn sonst wäre zu befürchten, dass die Fächerstruktur einseitig zugunsten lukrativer Bereiche wie der Kardiologie geändert wird. Experten drängen außerdem auf eine strikte Trennung der Finanzflüsse, da sonst eine Quersubventionierung der Krankenversorgung durch Forschung und Lehre droht.
Eine komplette Privatisierung eines Uniklinikum wurde in Deutschland erst einmal umgesetzt, als 2006 die privaten Rhön-Kliniken 95 Prozent des Uniklinikum Marburg/Gießen für 112 Millionen Euro übernommen haben und zusätzlich 360 Millionen Euro in die Infrastruktur investierten. Experten empfehlen, vor weiteren Privatisierungen zuerst die Erfahrungen in Marburg/Gießen auszuwerten. Finanziell hat sich das Engagement für Rhön bereits gelohnt und das zuvor defizitäre Klinikum macht inzwischen Gewinn. Doch es ist auch Negatives zu hören. Ärzte beklagten z.B. vor Kurzem, dass „insbesondere die komplizierten Patienten nicht mehr so behandelt werden, wie wir dies an Universitäten gewohnt waren“. Zudem warf ein Klinikarzt der Geschäftsführung vor, den „Profit über die Patienten zu stellen“.