Märklin-Chef schimpft Betriebsrat „Totengräber“
Streit beim angeschlagenen Traditionsunternehmen Märklin. Der Geschäftsführer des Modellbahnherstellers hat den Chef des Betriebsrats Dieter Weißhaar in einem Brief, der im Unternehmen ausgehängt wurde, beschimpft. In dem Schreiben, dass dem Handelsblatt vorliegt, nennt er Weißhaar einen „dreisten Heuchler“, der bei Märklin sozialistische Träume vom Arbeiterparadies verwirklichen wolle. Wörtlich zitiert das Handelsblatt Seitzinger an Weißhaar: „Mit Ihrer Einstellung sind Sie und Ihre Gefolgsleute auf gutem Weg, sich zum Totengräber dieses Unternehmens zu machen.“
Weißhaar hat derzeit keinen leichten Job bei Märklin. Ein Tarifstreit um Mehrarbeit und Stellenerhalt, eskalierte schließlich soweit, dass eine bereits geplante Produktionsverlagerung aus dem Märklin-Werk in Ungarn nach Göppingen im Umfang von fünf Millionen Euro von Seitzinger gestoppt wurde. Trotz des dadurch drohenden Stellenabbaus.
Nachdem 350 von 490 Mitarbeitern eine Unterschriftensammlung gegen das Verhalten des Betriebsrats unterschrieben hatten kommt die Produktionsverlagerung nun doch. Betriebsratschef Weißhaar hat sich krank gemeldet.
Märklin-Geschäftsführer Seitzinger sieht die vergangenen Tage als Erfolg: die Belegschaft stehe auf seiner Seite. Zu seinen Beschimpfungen sagte er nichts. Auf die Bitte Weißhaars die Mitarbeiter zu beruhigen, antwortete Seitzinger: „Den Teufel werde ich tun, mein hochverehrter Herr Betriebsrats-Vorsitzender!“