Hermes-Paketdienst in der Kritik
Das Hermes-Prinzip - so lautet der Titel einer ARD-Reportage, die gestern Abend ausgestrahlt wurde. Die Filmautoren werfen dem Paketdienstleister Hermes vor, sich der Lohndrückerei schuldig zu machen.
So wird von Mitarbeitern berichtet, die nach einem 10 Stunden Tag auf nur 60 Euro Verdienst kommen und von diesem Geld auch noch Sprit und Autokosten selber tragen müssten. Aufgrund dieser geringen Verdienstmöglichkeit arbeiten die Paketboten ohne Pause, bei Unzustellbarkeit von Paketen wird nicht gezahlt und es drohen gar Sanktionen in Form von Strafabzügen.
Deutschlands größter postunabhängiger Logistikanbieter Hermes gehört zur Otto-Gruppe. Das Unternehmen bestreitet die Vorwürfe der Ausbeutung gibt aber zu Bedenken das es unter den 428 Subunternehmen durchaus schwarze Schafe geben könnte. Wenn man mitbekäme, das zu geringe Löhne gezahlt würden, dann wird versucht eine Änderung herbeizuführen oder man trenne sich von dem betroffenen Subunternehmen, so der Hermes-Unternehmensprecher Martin Frommhold. Hermes hat für seine Subunternehmer hierfür eigenes einen Verhaltenskodex erstellt.
Laut Verdi ist aber genau dieses in der Paketbranche verbreitete System der Subunternehmen das eigentliche Problem. Die tariflich vereinbarten Monatsgehälter von 1800 Euro werden unterlaufen und die Risiken werden so auf die Zusteller abgewälzt. Das gilt nicht nur für Hermes sondern auch für andere Paketbringdienste wie GLS und DPD. In Deutschland arbeitet nur noch die deutsche Post mit eigenem Personal.
Die Reportage macht einmal mehr deutlich, das täglich tausende Paketboten in Deutschland als scheinbar selbstständige Fahrer unterwegs sind, die im Zweifelsfall die volle Verantwortung allein tragen. Milliardär und Vorstandsvorsitzender der Otto Group, Michael Otto, ist überzeugt vom erfolgreichen System des Logistikunternehmens und hat für sein soziales und ökologisches Engagement bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten.