"Moderne Sklaverei": Schwere Vorwürfe gegenüber Paketzusteller GLS
Der Enthüllungsjournalist Günther Wallraff hat sich erneut unter falscher Identität in ein Unternehmen eingeschlichen. Diesmal traf es den Paketzusteller GLS. Im hessischen Neuenstein, Hauptsitz der Firma, begann Wallraff zunächst als Beifahrer in einem Auslieferungsfahrzeug. Nach mehrmonatigen Recherchen und Undercover-Einsatz in Zusammenarbeit mit dem "Zeit-Magazin" und "RTL" prangert er ein System an, das "eine Form von moderner Sklaverei mitten in Deutschland darstellt." Arbeitsbedingungen, die "körperlich, nervlich und finanziell ruinieren", so Wallraff.
Die GLS-Fahrer würden unter schwer durchschaubaren Bedingungen zu Subunternehmern gemacht, oftmals nur mittels mündlicher Verträge. Die damit verbundenen Risiken seien vielen Beschäftigten gar nicht klar. Menschen würden so in die Scheinselbstständigkeit gedrängt.
Vor allem aber die Arbeitsbedingungen sind laut Wallraff "Menschenschinderei mit System": Der knapp 70-Jährige Schriftsteller berichtet, dass er auch bei Eis und Schnee in verbeulten Karren mit Sommerreifen unterwegs gewesen sei. Es gehe um prekäre Beschäftigung, um Dumpinglöhne von umgerechnet oftmals nur drei bis fünf Euro pro Stunde. Wallraff habe selbst 14-Stunden-Einsätze mitgemacht. Er berichtet von nicht bezahlte Stunden beim Pakete abholen, Schlafdefiziten, totaler Erschöpfung und Drangsalierung. Pausen seien kaum möglich, statt dessen würden Arbeitsschutzgesetze missachtet und "gegenüber den Behörde" würden "manipulierte Angaben gemacht".
In der GLS-Germany-Zentrale in Neuenstein weist man die Vorwürfe inzwischen zurück. Es handele sich um eine „einseitige und verkürzte Berichterstattung“. Grundsätzlich werden die Transportunternehmen von GLS zur Beschäftigung in "rechskonformen, sozialversicherungspflichtigen Anstellungsverhältnissen verpflichtet".
Die Sendung online:
http://rtl-now.rtl.de/guenter-wallraff-deckt-auf.php