Choco Crossies & Co: Nestlé um faire Schokolade bemüht
Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé verarbeitet jährlich 400.000 Tonnen Kakao, das sind etwa 10 Prozent der Weltjahresproduktion. Die Länder Elfenbeinküste und Ghana sind die beiden größten Kakaoproduzenten. Nach Angaben der Organisation Transfair arbeiteten im Jahr 2010 rund 600.000 Minderjährige auf den Kakaoplantagen Westafrikas. Fernsehdokumentationen und Studien der letzten Jahre zeigten, wie Minderjährige unter unmenschlichen Bedingungen bis zu 15 Stunden am Tag schuften mussten.
An diesen Zahlen konnte die Schokoladenbranche nicht länger vorbeischauen und das EU-Parlament reagierte in diesem März mit einem sogenannten Kakao-Abkommen, welches sich gegen „billige Kinderarbeit“ ausspricht.
Nestlé, größter Lebensmittelkonzern der Welt, hat im Januar 2012 eine unabhängige Studie an der Elfenbeinküste in Auftrag gegeben. Zu den Schokoladenprodukten von Nestlé gehören unter anderem Choco Crossies, After Eight und Lion. Nach Angaben des Konzerns sollte die gesamte Kakao-Versorgungskette von Experten der Initiative Fair Labor Association (FLA) genauer inspiziert werden.
Das Ergebnis der Studie ist ernüchternd: „Der Kakao-Anbau ist nach wie vor keine heile Welt, wenn sich auch in Ghana und Elfenbeinküste einiges getan hat“, so Nestlé-Sprecher Drewes. Nur ein Bruchteil des Anbaus sei heute „zertifizierungsfähig“, die Strukturen in den Anbauländern erschwerten darüber hinaus eine Überprüfung.
"Hoffnung macht, ist, dass mehr und mehr große Kakao- und Schokoladenunternehmen bereit sind, in die Verbesserung ihrer Lieferketten zu investieren." sagt der Kakaohandels-Experte Friedel Hütz-Adams vom Forschungsinstitut Südwind. Wenngleich die Bemühungen der gesamten Branche immer noch zu zögerlich sind, spielt das steigende öffentliche Interesse und die zunehmende Kunden-Nachfrage nach ethisch einwandfreien Produkten eine nicht unerhebliche Rolle beim Umdenken der Verbraucher.
Aus diesem Grund hatte Nestlé bereits 2009 einen eigenen Kakao-Plan erstellt, der ökonomische, ökologische und soziale Maßnahmen miteinander verbinden sollte. Obwohl laut Drewes Kinderarbeit dabei mehr Symptom als Ursache ist bleibt sie eine brutale Realität auf den Kakaoplantagen in der Elfenbeinküste. Nestlé war angetreten dies zu ändern. Vor mehr als zehn Jahren hatten sich die weltweiten Kakao-Unternehmen freiwillig verpflichtet bis zum Jahr 2005 die schlimmsten Formen der Kinderarbeit abschaffen zu wollen. Auch Nestlé gehörte damals zu den Unterzeichnern. Bis heute sind die Ziele des Kakaoprotokolls allerdings nicht erreicht.
Nestlé will gegen Kinderarbeit vorgehen
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/45_min/hintergrund/schmutzigeschokolade131.html
"Nestlé scheint zu mehr Verantwortung bereit"
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/45_min/hintergrund/schmutzigeschokolade133.html