Netto: Verdi unterstellt Angriff auf gewerkschaftliche Organisation

Der Lebensmitteldiscounter Netto hat in Göttingen im Juni kurzfristig vier von sieben Filialen geschlossen. Die betroffenen 40 Mitarbeiter hätten erst am Samstagabend vor der Filial-Schließung erfahren, dass die Läden am darauf folgenden Montag bereits geschlossen und sie in andere Filialen versetzt werden, berichtet die taz. Aus Angst vor einem Arbeitsplatzverlust hätten viele der Betroffenen gleich neue Arbeitsverträge für andere Netto-Märkte unterschrieben. Mangelnde wirtschaftliche Rentabilität sei der Grund der Schließungen, so ein Sprecher des Unternehmens.

Die Gewerkschaft Ver.di hingegen spricht von "Nacht und Nebelaktionen" sowie von "unternehmerischer Willkür", die sie so nicht hinnehmen will. Verdi sieht in der Schließung einen Angriff auf die gewerkschaftliche Organisation der Beschäftigten und auf die tarifgebundene Arbeitskonstellationen. In den geschlossenen Filialen seien im Vergleich sehr viele Beschäftigte gewerkschaftlich organisiert gewesen.

In einem Kommentar untersucht der Journalist Marco Carini die beiden Argumente und konstatiert, dass teure Arbeitnehmerrechte und Billig-Discounter einfach nicht zusammen passen würden. Medienberichte über den Druck auf die Mitarbeiter sowie über "planmäßige Einschüchterungen" würden den Eindruck erwecken, dass tatsächlich unliebsame Beschäftigte entlassen und ein "öffentliches Exempel" statuiert werden solle. Da wäre es wirtschaftlich rentabel, wenn das Beispiel der Göttinger Filialen nicht bundesweit in den etwa 4.000 anderen Netto-Märkten Schule machen würde.

Gegen Ende 2011 arbeiteten rund 65.000 Personen für Netto. Nach Aldi und Lidl ist Netto der Drittgrößte Lebensmittel-Discounter in Deutschland.

http://www.taz.de/Kommentar-Netto-Schliessungen/!99212/