Ergo Prostituierten-Skandal: Versichern heisst verstehen?
In der Affäre um einen Sexskandal der Ergo-Versicherung in einer Budapester Therme in vergangenem Jahr hat das "Handelsblatt" nun Auszüge aus dem Revisionsbericht des Unternehmens veröffentlicht, der das ganze Ausmaß des bizarren Skandals veranschaulicht.
Vor knapp einem Jahr war bekanntgeworden, dass Mitarbeiter des Ergo-Vertriebs, die sich besonders verdient gemacht hatten, von der HMI im Jahr 2007 zu einer Party mit Prostituierten in eine Budapester Therme eingeladen wurden. Aufgedeckt wurde die peinliche Wirtschaftsgeschichte 2011 durch das "Handelsblatt" - für die Aufdeckung des Skandals bekam "Handelsblatt"-Redakteur Sönke Iwersen sogar den Henri-Nannen-Preis.
Die Auszüge aus dem Revisionsbericht haben parodistische Züge - doch immer wieder bleibt einem auch das Lachen im Halse stecken, wenn es z.B. heisst, das in der Therme Damen gäbe, "mit denen man reden müsse" (Hostessen) und solche, "mit denen man nicht reden bräuchte" (Prostituierte). Darüber hinaus wurden dem Bericht zufolge die Arme der Prostituierten nach jedem Beischlaf mit einem "Frequentierungs-Stempel für die Inanspruchnahme der Prostitutionsdienstleistungen" gekennzeichnet. Nach Aussagen von sieben Teilnehmern begann die Veranstaltung zunächst auf der Donau, wo eine "Barkasse mit barbusigen Hostessen" vorbeifuhr und die Männer mit einem Schild begrüßte, auf dem "We love HMI" stand.
Nach dem Skandal in Budapest soll es noch zu mindestens einer weiteren zweifelhaften Vertreterreise gekommen sein. Ludger Griese, heutiger Vorstandschef bei Ergo hat laut Medienbericht anscheinend versucht hier Schlimmeres zu verhindern, indem den Mitarbeitern als Alternative zur Schmuddel-Reise ein Laptop angeboten habe.
Der Image-Schaden für die Versicherung ist riesig. Als Antwort darauf ist ein Radikalumbau der Vertriebssparte geplant: Hunderte Millionen sollen eingespart werden, jede vierte Stelle in dem Bereich soll in Zukunft gestrichen werden.