Ryanair: Notlandungen - zu wenig getankt?
Vom Autofahren kennt man das ja: Manch einer eiert mit dem letzten Tropfen Sprit im Tank durch die Gegend, weil er hofft, dass vor dem nächsten Tanken der Benzinpreis wieder fällt. Aber mit dem letzten Tropfen Kerosin fliegen? Nicht ratsam. Und: gefährlich. Die Fluggesellschaft Ryanair sieht sich jetzt mit dem Vorwurf konfrontiert, ihre Maschinen ganz bewusst mit möglichst wenig Kerosin im Tank auf die Reise zu schicken – um zu sparen.
Sind die Tanks nicht voll, wiegen Flugzeuge weniger und der Verbrauch ist geringer. Taktik? Das spanische Verkehrsministerium vermutet das jedenfalls und ermittelt jetzt gegen die Billigflieger – das berichtet die „Financial Times Deutschland“. Demnach soll an einem Tag gleich bei drei Maschinen der Ryanair eine Notlandung aufgrund von Treibstoffmangel notwendig geworden sein. Die Flugzeuge, die in Madrid hätten landen sollen, waren wegen eines Gewitters nach Valencia umgeleitet worden.
Während die Fluggesellschaft die Sicherheitsvorschriften erfüllt sieht, weil die Flugzeuge bei der Landung jeweils noch Treibstoff für rund eine halbe Stunde Flugzeit gehabt hätten, meint der spanische Verbraucherverband Ceaccu, dass Ryanair die Sicherheit der Passagiere gefährdet habe. Nun soll die spanische Flugsicherheitsbehörde AESA untersuchen, ob die Maschinen mit zu wenig Kerosin betankt worden sind.
Michael O'Leary, Chef von Ryanair, wehrt sich gegen die Vorwürfe, die jüngsten Notlandungen waren ein "außergewöhnliches Ereignis". Jede Maschine habe genügend Treibstoff gehabt, so dass es jeweils für 90 Minuten über die planmäßige Langezeit hinaus gereicht hätte. Die Flugzeuge hätten, jedoch etwa eine Stunde in der Warteschleife in der Luft kreisen müssen, was nicht normal sei.
Auch die deutsche Pilotengewerkschaft Cockpit erhebt Vorwürfe gegen die Billigfluggesellschaft und unterstützt die Untersuchungen. Ryanair übe Druck auf die Piloten aus nicht zu viel Treibstoff zu tanken. "Wenn eine Fluglinie an einem Tag dreimal wegen Kerosinmangels notlanden muss, dann stimmt etwas im System nicht", erklärte Cockpit-Sprecher Jörg Handwerg gegenüber der FTD.
http://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2012-08/ryanair-oleary-sicherheitsmaengel