Würth: Mitarbeiter-Standpauke verärgert Gewerkschaft
"Schraubenkönig" Reinhold Würth erhöht den Druck auf die Mitarbeiter des Unternehmens und zieht den Ärger der IG Metall auf sich. Jetzt fordert die Gewerkschaft Betriebsräte und tarifvertragliche Regelungen, dafür sei es "höchste Zeit". Die Würth-Gruppe beschäftigt insgesamt über 66.000 Mitarbeiter.
Reinhold Würth, der frühere Geschäftsführer und jetzige Vorsitzende des Stiftungsaufsichtsrats des Unternehmens, hatte in einem Brandbrief den Außendienstlern der Firma Beine gemacht. Damit der Umsatz stimme, sollen diese am besten zukünftig bereits um 7:30 Uhr beim Kunden sein. Die 63-jährige Berufserfahrung von Würth würde ihm sagen, dass ein großer Teil der Mitarbeiter im Aussendienst ihre Arbeitszeit nur zu 60-70 Prozent nutzen. Er wolle den Außendienst nicht abschaffen, appellierte aber an die Außendienstler "die Geduld der Zentrale nicht zu überfordern". Wegen einer "miserablen" Zuwachsrate beim Umsatz, könne der Gewinn des Unternehmens nämlich unter Druck geraten, so dass man sich vielleicht von solchen Außendienstlern trennen müsse, die "nicht mehr als ihre eigenen Kosten verdienen". Bis zum Jahr 2020 will der Konzern seinen Umsatz verdoppeln.
Die IG Metall ist entsetzt. Eine Bevollmächtigte der Gewerkschaft sagte, dass sie eine "solche Schärfe, was den Vertrieb angeht" nur aus dem Betrieb Würth kenne. Sie beobachte das Unternehmen schon länger: Nach außen hin sei "alles super", nur wenn man ein bisschen kratzen würde sei "gleich der Lack ab". Bei Würth gäbe es statt eines Betriebsrates nur einen Vertrauensrat, ohne rechtliche Grundlage.
Der Vorsitzende der Würth-Geschäftsführung, Norbert Heckmann, sieht hingegen eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit im Außendienst. Das würden anonymisierte Mitarbeiterbefragungen jedes Jahr bestätigen. Der Brief von Reinhold Würth hätte das Ziel gehabt die Kunden zu begeistern.