Gehalt: Tchibo auf dem Weg zu fairer Bezahlung
Spätestens seit dem Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesh mit über 1.000 Todesopfern stehen die Arbeitsbedingungen, unter denen Textilien hergestellt werden, in der Kritik. Viele Hersteller und Händler haben sich inzwischen Initiativen angeschlossen oder sich einem eigenen Kodex verpflichtet, um die Produktionsbedingungen auch bei den Zulieferern zu verbessern. Doch hilft das tatsächlich auch den Arbeitnehmern in der Produktion? Oder handelt es sich um Lippenbekenntnisse, die hauptsächlich dem Gewissen und dem Ansehen der Unternehmen dienen? Eine Studie hat die größten Modehändler jetzt unter die Lupe genommen.
"Zahlen die internationalen Modemarken den Menschen, die ihre Kleidung herstellen Löhne zum Leben?" heisst der Titel der Untersuchung der Nichtregierungsorganisation "Clean Clothes Campaign". Ob Existenzlöhne gezahlt werden, beantwortete die Studie mit den Bewertungskategorien: "Ungenügend", "Nachlässig", "So lala", "Auf dem Weg" oder gar "Gut".
Grundlage der Studie waren Auskünfte der Unternehmen sowie ergänzende Internet-Recherchen. Keines der untersuchten Unternehmen wurde mit "Gut" bewertet, da niemand "massgeblich an der Bezahlung eines Existenzlohnes" arbeite.
Vier der untersuchten Unternehmen erhielten die Bewertung "Auf dem Weg", wodurch erste Schritte zur Zahlung eines Existenzlohnes anerkannt wurden. Darunter auch Tchibo. Weitere Unternehmen: Inditex (Muttergesellschaft des Modelabels Zara), Switcher sowie Marks & Spencer.
Mit "So lala" (als Schulnote wohl eine 4) wurden immerhin noch Puma, Adidas, H&M, New Look und Primark bewertet. Damit wurden erste aber noch nicht überzeugende Ansätze zur Zahlung von existenzsichernden Löhnen erkannt und gewürdigt.
Elf Unternehmen, wie C&A, Nike, New Balance oder Lidl würden die Notwendigkeit von Mindestlöhnen laut der Studie zwar anerkennen, aber für die Umsetzung aber zu wenig tun und bekamen daher die Note "Nachlässig".
Mit "Ungenügend" wurden 15 Unternehmen bewertet, die sich kaum für die Bezahlung eines Existenzlohnes einsetzen. Darunter zum Beispiel die Discounter-Ketter Aldi. Aldi kaufe alle Textilien von Mittelsmännern, überprüfe diese aber nicht hinsichtlich der Einhaltung des eigenen Mindestlohn-Kodex. Auch Esprit, Versace, Gucci, Orsay, WE Fashion, Mango oder Pimkie wurden mit "Ungenügend" bewertet.