Vorwurf gegen ARD: Aussagen vom Assad-Interview verdreht
Der ARD wird vorgeworfen Aussagen des syrischen Präsidenten Assad aus dem eigenen Interview verdreht zu haben. Der ARD-Reporter habe Assad nach dem Interview Worte in den Mund gelegt, die dieser nie gesagt habe. Über die anschließende Verbreitung durch die Deutsche Presse Agentur (dpa) habe die neue Deutung ihren Weg auf viele Seiten im Internet gefunden.
Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten (DWN) werfen der ARD vor, Aussagen ihres Interviewpartners verdreht zu haben. Es geht um die Beurteilung von Assad zur Souveränität seines Landes. Assad beklagte, dass sein Land seit Längerem nicht souverän sei. Denn Terroristen würden die Grenze Syriens überschreiten und "viele Flugzeuge der Amerikaner und ihrer Alliierten" den Luftraum Syriens verletzen.
Der Reporter habe daraus jedoch eine Drehung in Richtung Russland gemacht, zeigen die DWN.
Nach dem Interview sagte der ARD-Reporter, Assad hätte "zugegeben, dass die Souveränität Syriens, mittlerweile nicht mehr vollständig sei, eben durch die Hilfe, durch die Waffenhilfe von Russland, vom Iran und von der libanesischen Hisbollah."
Tatsächlich hat Assad das im Interview nicht gesagt. Nachzulesen in der Textversion des Interviews von der ARD oder der syrischen Regierung. Beide sind im Internet veröffentlicht.
Der Reporter verknüpft in seiner Deutung also die Waffenhilfe von Russland und dem Iran an Syrien mit der Beschwerde von Assad, über die fehlende Souveränität seines Landes. Sein Beschwerde hatte jedoch einen anderen Adressaten. Der Sinnzusammenhang wird ein ganz neuer.
Die Brisanz daran?
Unter der Annahme, dass viel mehr Leser und Zuschauer nur die Berichte über das Interview wahrnehmen, anstatt das längere Interview selbst, würden diese einen ganz anderen Eindruck bekommen: Nämlich, dass sich Assad über Souveränitätsverletzungen durch Russland und den Iran beklagen würde – und nicht über die der Terroristen, Amerikaner und ihrer Alliierten.
Albrecht Müller (SPD) sieht "üble Manipulateure am Werk". Der ehemalige Planungschef im Bundeskanzleramt und langjährige Bundestagsabgeordnete beurteilt den Vorgang als eine "Verfälschung der besonderen Art". Auf seiner Web-Seite schreibt Albrecht Müller: "Offenbar ist bei der ARD der Wurm drin. Das meint: Die Neigung zur Manipulation ist verwurzelt; sie ist kein Zufall; sie wird systematisch betrieben. Wir kennen das auch aus anderen Zusammenhängen".
"Nachtrag zum Lob für die ARD: Man kann den Versuch vergessen. Denn dort sind üble Manipulateure am Werk"
http://www.nachdenkseiten.de/?p=31750
"President Assad to ARD TV: Terrorists breached cessation of hostilities agreement from the very first hour, Syrian Army refrained from retaliating"
http://sana.sy/en/?p=70991
"Das Assad-Interview - ARD"
http://www.tagesschau.de/ausland/assad-interview-101.html
"ARD verdreht Assad-Aussagen aus eigenem Interview"
http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2016/03/02/ard-verdreht-assad-aussagen-aus-eigenem-interview/