BAMF: Mitarbeiterin deckt unfassbare Zustände auf
Eine Mitarbeiterin des Bundesamtes für Migration (BAMF) hat über ihren Alltag bei der Asyl-Erstaufnahme gesprochen. Sie berichtet von unfassbaren Zuständen. Das Politik-Magazin Cicero veröffentlichte dies bereits im April, jetzt kursiert der Text als Hörversion im Internet.
Menschliches Leid, Diskriminierung, Ansprüche und "Aggression pur". So schildert eine BAMF-Mitarbeiterin ihren Arbeitsalltag in der Erstaufnahme für Flüchtlinge und Asylbewerber. Einer der härteren Jobs, die es derzeit gibt.
Der Monolog, aufgenommen von der deutsch-jüdischen Journalistin Viola Roggenkamp, erreichte im April den 1. Platz in den Verkaufscharts der Nachrichten-Seite "blendle". Nun ist der Text auch zum Anhören im Internet zu finden.
Die ersten Zeilen des Berichtes "Es ist ein Wahnsinn" beginnen so:
"Ich bin morgens früh im Amt, die Asylsuchenden hocken dann schon am Gang. Da mache ich meine Tür erst mal von innen zu. Ich muss schauen, ob es neue Asylpakete gibt, ein neues sicheres Herkunftsland – wegen der Bleibeperspektive. Dann geht’s los, irgendwie auf Deutsch und Englisch. Das Nötigste können die meisten schon, sie sind ja nicht erst seit gestern da. „Gib mein Geld! Ich Mann! Ich fick dich! Du Nazi!“ Nach dem 30. Typen habe ich selbst so geredet und bekam einen Verweis. Jetzt halte ich meine Klappe. Wird schön bunt in Deutschland.
Einen Wachdienst könnte man gebrauchen in den Dienststellen. Die sitzen vor meinem Schreibtisch und holen sich einen runter, fummeln am Hosenschlitz, spielen mit dem Taschenmesser, winseln, werden grantig, werden laut. Aggression pur. Natürlich nicht jeder. Das ist mir wichtig zu sagen, dass ich nicht in Verdacht komme, ich wäre ein Rassist. Aber die Mehrheit, die ist so, junge Burschen, die sind fit! Die haben ein Ego! Fordern, verlangen. Respekt wollen sie. Umgekehrt gibt es keinen.
Bei uns laufen die Telefone heiß. Kolleginnen von den Erstaufnahmelagern. Manch eine gibt den Job auf. Sogar mir rücken sie zu nah. Und ich gehe auf die 50 zu! Hinterher gab es eine Dienstbesprechung, wie wir damit umgehen sollen. Ja, wie denn? Die Mitarbeiterinnen sollen sich hochgeschlossen anziehen. Am nächsten Tag waren zwei Kolleginnen krank gemeldet."
Den kompletten Text "Es ist ein Wahnsinn" gibt es hier zum Lesen:
Cicero, Viola Roggenkamp, 1581 Wörter
https://blendle.com/i/cicero/es-ist-ein-wahnsinn/bnl-cicero-20160401-2490
Zu hören hier:
https://www.youtube.com/watch?v=0zxO7gXaFDQ