SWR: Aufruf zum Bespitzeln von Kollegen?
Beim Südwestrundfunk (SWR) wurden die Mitarbeiter dazu aufgerufen, ihre Kollegen der Personalabteilung zu melden, wenn sie diese der "fremdenfeindlichen Propaganda" verdächtigten. Doch die vermeintlich gute Absicht ist in mehrerlei Hinsicht problematisch.
Mit einem Artikel "Dein Kollege – ein Rassist?" und einer "Handlungsanweisung" wollen zwei Personalräte und die Integrationsbeauftragte des SWR die Mitarbeiter des Senders zu "aufmerksamen Beobachtern" machen. Denn Fremdenfeindlichkeit mache "nicht immer vor dem Arbeitsplatz" halt. Sie hatten dazu einen Aufruf im Intranet des Senders gestartet, der jetzt an die Öffentlichkeit gelangt ist.
"Hast Du auch Angst, Deine Frau abends noch U-Bahn fahren zu lassen?", mit solchen Fragen würde "Hetze im Büro" anfangen. Doch dann entgleite eine Unterhaltung oft mit "Verweis auf tatsächliche, meist aber geschickt erfundene oder verzerrt dargestellte Einzeltaten", heisst es in dem Aufruf.
Dann würden Fremde "pauschal verdächtigt und als Straftäter dargestellt". Im schlimmsten Fall würde zu Gewalt aufgerufen. Beim konkreten Nachfragen stelle sich "dabei meist heraus", dass geschilderte Erlebnisse schlicht "fremdenfeindliche Propaganda" seien.
So gelte "Auch und trotz der Vorfälle von Köln", dass es keine Hinweise darauf gäbe "wonach Flüchtlinge öfter straffällig werden als andere Menschen", heisst es dort weiter.
Die Verfasser empfehlen dann nachzufragen und ihren Kollegen die "Gelbe Karte zu zeigen". Sofern sie "fremdenfeindliche Propaganda" bei Kollegen vermuten oder von diesen im Internet "Falsche Verdächtigungen" sehen, soll dann die "Rote Karte" folgen. Dann sollen sie "Screenshots erstellen" und es solle "umgehend die Personalabteilung informiert werden", denn dann könnte ein Kündigungsgrund vorliegen.
Ohne erkennbar konkreten Anlass beim SWR, wird die Belegschaft mit einem solchen Aufruf jedoch unter Generalverdacht gestellt. Was gegenüber Fremden und Flüchtlingen vermieden werden soll, findet damit also Anwendung auf die eigenen Mitarbeiter.
Problematisch ist auch, dass die die Verfasser zwar "Fakten statt Vorurteil" fordern, offenbar jedoch selbst ihren Vorurteilen oder einfach den Aussagen verkürzter Mediendarstellungen folgen:
Sie beteuern, dass es "keine Hinweise" auf eine höhere Strafauffälligkeit von Flüchtlingen gäbe. Dabei zeigt sowohl die "Polizeiliche Kriminalstatistik" von 2015 oder die von 2016 eindeutig etwas anderes: Nämlich dass Zuwanderer und Menschen ohne deutschen Pass wesentlich häufiger tatverdächtig sind. Dass diese nicht nur häufiger verdächtig sondern proportional auch häufiger Täter sind, zeigt schlicht die Belegung der Gefängnisse. Beispielsweise ist in Baden-Württemberg der Anteil der Ausländer "flüchtlingsbedingt stark gestiegen": auf 44,6 Prozent, trotz viel geringerem Bevölkerungsanteil.*
Da zudem tatsächlich inzwischen viele Übergriffe von Flüchtlingen und Zuwanderern in der Öffentlichkeit stattgefunden haben, auch in der erwähnten "U-Bahn"** , stellt sich die Frage nach Hintergrund und Absicht der Verfasser.
Geht es ihnen tatsächlich um Integration, also um mitmenschliche Solidarität und darum etwas gegen Feindlichkeit gegenüber Fremden zu tun?
Kann das glaubwürdig gelingen, wenn die Ereignisse ebenfalls wenig differenziert betrachtet und Fakten missachtet werden? Wenn offensichtlich berechtigte Sorgen der Mitarbeiter um die Sicherheit in der U-Bahn und Gespräche darüber umgedeutet werden, zu einem ersten Schritt auf dem Weg zur "Fremdenfeindlichkeit"? Wenn die Belegschaft pauschal verdächtigt wird?
Wohin führt es, wenn Mitarbeiter per Anleitung "aufmerksame Beobachter" werden sollen? Zum Bespitzeln von Kollegen und zur Denunziation? Zur "Hetze im Büro", nur auf andere Art?
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„Zahl der Häftlinge flüchtlingsbedingt stark gestiegen“
http://www.welt.de/politik/deutschland/article157909911/Zahl-der-Haeftlinge-fluechtlingsbedingt-stark-gestiegen.html
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Mann (27) belästigt Frauen in Straßenbahn
http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.obszoene-gesten-mann-27-belaestigt-frauen-in-strassenbahn.3fb4db79-0748-4c9a-817c-ad79caff4539.html
Fünf randalierende Flüchtlinge – "Polizei: Die haben wir jede Woche hier"
http://www.bz-berlin.de/berlin/charlottenburg-wilmersdorf/fuenf-randalierende-fluechtlinge-polizei-die-haben-wir-jede-woche-hier
In der Straßenbahn - 27-Jähriger belästigt Mutter und Kinder
http://www.bild.de/regional/muenchen/sexuelle-belaestigung/sexuelle-belaestigung-51027134.bild.html
Täterbeschreibung liegt vor: 15-Jährige am Hauptbahnhof in Mönchengladbach vergewaltigt
http://www.focus.de/regional/moenchengladbach/d-moenchengladbach-15-jaehrige-am-hauptbahnhof-vergewaltigt_id_5208222.html
Trio fordert 16-Jährige im Hauptbahnhof Essen zum Sex auf
https://www.derwesten.de/staedte/essen/trio-fordert-16-jaehrige-im-hauptbahnhof-essen-zum-sex-auf-id12190668.html
Sexuelle Belästigung im Bochumer Hauptbahnhof
http://www.presseportal.de/blaulicht/pm/70116/3275545
Flüchtlinge zündeten Obdachlosen an: Protokoll eines versuchten Mordes
http://www.bz-berlin.de/berlin/friedrichshain-kreuzberg/fluechtlinge-zuendeten-obdachlosen-an-protokoll-eines-versuchten-mordes
Mann tritt Frau die Treppe runter: Erkennen Sie im Video den Berliner U-Bahn-Brutalo?
http://www.focus.de/panorama/videos/polizei-veroeffentlicht-video-mann-tritt-frau-die-treppe-runter-erkennen-sie-im-video-den-berliner-u-bahn-brutalo_id_6313745.html
Sex-Attacken am S-Bahnhof Warschauer Straße und am Alexanderplatz
http://www.epochtimes.de/politik/deutschland/berlin-sex-attacken-am-s-bahnhof-warschauer-strasse-und-am-alexanderplatz-a1917867.html
etc., etc. ...