Hugendubel verteidigt die Meinungsvielfalt
In Diktaturen werden unbequeme Zeitungen und Bücher schnell verbannt. Zum Beispiel im Dritten Reich oder in der DDR. Doch auch heute wird versucht, Andersdenkende mundtot zu machen. Aktuell wird versucht, über Boykottaufrufe gleich einen ganzen Verlag lahmzulegen. Der Buchhändler Hugendubel wehrt sich dagegen, die gefragten Bücher zu zensieren.
"Wir sehen uns als neutrale Buchhändler" erklärte eine Sprecherin von Hugendubel gegenüber der Zeitung "Der Westen". "Alle Titel, die von der Bundesprüfstelle freigegeben werden, möchten wir im Sinne der Presse- und Meinungsfreiheit anbieten".
Hugendubel möchte weder politisch noch inhaltlich die Angebote werten. Vielmehr möchte der Händler Bücher zu verschiedenen politischen Richtungen anbieten. Ein klassisches Beispiel, wie ein Buchhändler die Vielfalt der Meinungen fördern kann. Zumal es sich offensichtlich um erlaubte Bücher handelt. Doch das scheint nicht Jedem zu Gefallen.
"Es ist gerade schwer in Mode, Leute zu brandmarken und als „rechts“ zu denunzieren, deren Ansichten man nicht teilt" urteilte bereits am 15. Dezember die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) über solche Boykottversuche. Statt "Kauft nicht bei Juden!" heißt es heutzutage "Kauft nicht bei Rechten" wundert sich auch Gerhard Wisnewski, einer der Autoren des betroffenen Kopp-Verlages.
Die Analogie ihres Handelns scheint den Rufern nach Boykotten nicht aufzufallen. Dabei ist unter ihnen sogar ein Journalist einer renommierten Zeitung.
Journalisten sind zudem per Pressekodex journalistisch-ethischen Grundregeln verpflichtet, z.B. der "Sorgfalt". Doch schon der Titel des Artikels von Benjamin Köhler lässt Fragen aufkommen. Er schreibt: "Buchhandel-Riese Hugendubel verkauft Nazi-Bücher vom Kopp Verlag - und die Nachfrage ist groß".
Verlegt der Kopp-Verlag tatsächlich Nazi-Bücher und Hugendubel verkauft solche? Wäre das erlaubt? Oder lässt die aggressive Wortwahl vielmehr erahnen, dass es dem Autor nicht um seriösen Journalismus geht, sondern um Denunziation?
Unabhängig vom Titel schanzte der Autor das Buch "Wenn das die Deutschen wüssten" in der ersten Version seines Artikels einfach dem Kopp-Verlag zu, obwohl dieses Buch im Amadeus-Verlag erschienen ist. Das spricht ebenfalls nicht für eine sorgfältige Recherche.
Auch hinsichtlich des Punktes 10 im Pressekodex, der "Religion und Weltanschauung", kommen Fragen auf. Nach dieser Richtlinie verzichtet die Presse laut Wikipedia darauf, "religiöse, weltanschauliche oder sittliche Überzeugungen zu schmähen".
Nur, was ist davon zu halten, wenn der Autor des Artikels den Kopp-Verlag beschuldigt "Nazi-Bücher" zu verlegen und ihn als "umstritten" bezeichnet?
Neben Büchern über Naturheilmittel und Ufo-Sichtungen hat der Kopp-Verlag laut seiner Website auch Bücher veröffentlicht, die sich kritisch mit Geschichte, Geo-Politik, Geheimdienst-Methoden und der aktuellen Asyl-Politik auseinandersetzen – oder SPIEGEL-Bestseller wie "Gekaufte Journalisten".
Benjamin Köhler setzt sich jedoch nicht inhaltlich oder juristisch mit speziellen Veröffentlichungen auseinander, inwiefern darin nicht erlaubte, nicht korrekte oder nur ungewohnte Thesen aufgestellt werden, sondern pickt sich zwei Bücher heraus und beklagt lediglich deren Titel wie "Beuteland – Die systematische Plünderung Deutschlands seit 1945", welcher seinen Lesern wohl "rechtes Gedankengut" und damit etwas Verbotenes signalisieren soll.
Statt vor Argumenten strotzt sein Artikel vor Begriffen wie "rechtes Gedankengut", "rechtsgerichtet", "deutschtümelnd", "rechtsextrem", "nationalistisch", "Nazi-Bücher". Auch der ideologische und abwertende Kampfbegriff "Verschwörungstheorie" wird platziert.
Ein Unterschied zwischen "rechts", was in der Systematik des politischen Spektrums schlicht erst einmal nur "konservativ" bedeutet, "rechtsextrem" und "Nazi" ist in dem Artikel kaum noch zu erkennen. Ist er vielleicht auch nicht gewollt?
Vielmehr entsteht der Eindruck, Benjamin Köhler sei es wichtig, dem Kopp-Verlag zu schaden.
Neben seinem Artikel für den "Westen" hat er denn auch noch einen zweiten, ähnlichen Artikel veröffentlicht, fast zeitgleich in der "Berliner Morgenpost", die ebenfalls zur Funke-Mediengruppe gehört. Dort titelt er: "Wirbel um bei Hugendubel verkaufte Bücher vom Kopp Verlag – In etlichen Filialen von Hugendubel werden nationalistische Bücher vom Kopp Verlag angeboten".
Ob er den Wirbel eigentlich erst selbst entfachen will?
"Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden, sich zu äußern" sagte einmal Rosa Luxemburg. Früher war dies ein Leitspruch der sogenannten progressiven "Linken" und eigentlich ein Leitspruch für Menschen jeder politischer Couleur, die sich um Aufklärung bemühen.
Bei Einigen, sofern sie es denn je wussten, ist das wohl in Vergessenheit geraten.
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http://www.derwesten.de/panorama/wirbel-um-bei-hugendubel-verkaufte-buecher-vom-kopp-verlag-id209817891.html
http://www.morgenpost.de/vermischtes/article209817891/Wirbel-um-bei-Hugendubel-verkaufte-Buecher-vom-Kopp-Verlag.html
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/scholz-friends-ruft-zum-werbeboykott-gegen-rechts-auf-14576102.html